Die Standortplanung eines neuen ICE-Werkes der Deutschen Bahn lässt auch die beschauliche Marktgemeinde Feucht nicht in Ruhe. Nachdem die DB in anderen Orten, wie Nürnberg-Altenfurt/Fischbach auf Widerstand stieß, steht jetzt auch das Gelände der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt hier bei Feucht in der engeren Auswahl. Einen Überblick, sowie die Positionen der Parteien aus Feucht gibt Maxi Hanstein aus der Politikredaktion.
Die Deutsche Bahn sucht einen neuen Standort für ein ICE-Instandhaltungswerk. Dabei sind mehrere Orte in der engeren Auswahl. Von einem Vorzugsstandort wird bei einem Gelände im Stadtteil Nürnberg-Altenfurt und Fischbach gesprochen. Das stößt vor allem bei den Bürgern aus Nürnberg auf Widerstand.
Deutliche Kritik von Marktgemeinderat Herbert Bauer und der CSU
Im weiteren Verlauf kam jetzt aber auch das Gelände der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt „Muna“ bei Feucht ins Gespräch. Herbert Bauer, CSU-Marktgemeinderat aus Feucht, zeigt sich im FeuchtFM-Interview für den Start ins Wochenende dem Projekt abgeneigt. Er verweist auf ein bereits misslungenes Projekt der letzten Jahre, bei dem ein geplantes Gewerbegebiet im gleichen Areal in einem Bürgerentscheid „komplett gescheitert“ ist.
Wir als Kommunalpolitiker müssen den Willen der Bürger akzeptieren. Dort nochmal ein weitaus größeres Projekt mit viel viel mehr Waldverlust durchsetzen zu wollen, ist aus unserer Sicht [Anm. d. R.: spricht für die CSU] nicht sinnvoll.
Herbert Bauer, Marktgemeinderat der CSU im Interview bei FeuchtFM
Es irritiere ihn die anfängliche Begeisterung der Nürnberger Lokalpolitik, die sich erst änderte als es Proteste aus der eigenen Bevölkerung gab. Ihn ärgere die Idee von Mandatsträger und Parteien aus Nürnberg, „dass dem kleinen Nachbarn [Anm. d. R.: hier Feucht] zuzuschieben. Die Bürger dort müssen dann zurecht kommen.“
Ob sich die Entmunitionierung für die Bahn überhaupt lohne, bezweifle er, auch weil sich in diesem Gelände bereits Biotope gebildet haben. Stutzig wurde er, nachdem er von einer Nürnberger Bürgerinitiative eine Mail des CSU-Bundestagsabgeordneten Frieser gezeigt bekommen hätte, in der dieser meint, dass es deutlichen politischen Druck und intensiver Gespräche bedürfe, so dass der Muna-Standort in Feucht überhaupt von der Bahn mit in die Planungen aufgenommen wird.
Bürgermeister Kotzur ergebnisoffen
Jörg Kotzur, erster Bürgermeister des Marktes Feucht, distanziert sich von seiner in der Zeitung dargestellten Zustimmung zum ICE-Werk auf dem Muna-Gelände. Grundsätzlich würde er ergebnisoffen an die Sache herangehen und warte noch auf Informationen. Generell glaubt er nicht dass sich der Aufwand der Entmunitionierung für die Deutsche Bahn lohnen würde. „Ich glaube, das Gesamtpaket wird einfach nicht passen, dass es zu Stande kommt, dass ich mich dafür aussprechen könnte.“, so Jörg Kotzur in der Sendung Start ins Wochenende hier auf FeuchtFM.
SPD schließt sich der Kritik der CSU an
Die SPD Feucht schließt sich der Kritik an. Das teilte sie auf ihrer Facebook-Seite und Homepage mit. Lothar Trapp, Sprecher der SPD-Fraktion, bezeichnet das Gelände für ein neues ICE-Werk als ungeeignet und kritisiert die Rodung von Bannwald.
Grüne ebenfalls dagegen
Auch Bündnis 90/Die Grünen können sich mit dem aktuellen Erkenntnisstand ein ICE-Werk in Feucht auf dem Gelände der ehemaligen Muna schwer vorstellen. „Wir haben da doch durchaus erhebliche Lasten, die dort vermutet werden. […] Die Evakierung dieser Kampfmittel aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs war nicht sicher genug in der Vergangenheit. Da fehlt uns mit dem heutigen Wissensstand einfach die Vorstellungskraft, dass man jetzt, wo die Bahn ein ICE-Werk hinbauen möchte, diese Dinge jetzt aus dem Boden bekommen sollte.“, so Marktgemeinderat Andreas Sperling im FeuchtFM Gespräch.
Freie Wähler unentschlossen
Im FeuchtFM Gespräch kritisiert die Ortsvorsitzende der Freien Wähler die Rodung des Waldes, bewertet dagegen jedoch die Entmunitionierung positiv. Sie sieht der Entscheidung nach einem Gespräch mit dem bayerischen Umweltminister entspannt entgegen, da auch noch weitere Standorte neben Feucht geprüft werden.